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BOS - Blaulicht ohne Standards

Aug 19th 2008
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Dass bei einem Rettungseinsatz nicht nur Minuten und Sekunden, sondern auch präzise Informationen eine wichtige Rolle spielen, die Faktoren Zeit und Kommunikation dabei zwangsläufig zur Einheit werden, sollte auch für Laien fernab des Rettungswesens begreiflich sein. Wirft man einen Blick in einen Rettungswagen Richtung Fahrersitz, fällt einem sofort die Technik auf, die vielleicht an ein Taxameter oder gar an das Cockpit von K.I.T.T. erinnert. Je nach Alter des Fahrzeuges und der finanziellen Situation der jeweiligen Hilfsorganisation gibt es die unterschiedlichsten Ausführungen.

Nachdem man früher via Funk nur eine Sprechverbindung hatte, gibt es nun (auch schon wieder seit geraumer Zeit) auch den Datenfunk. Mittels Datenfunk werden wichtige Einsatzdaten (zBsp Berufungsort, Berufungsursache) der Rettungsmannschaft am Wagen schriftlich mitgeteilt. Inzwischen gibt es etliche Systeme, die mittels GSM-Netz und GPS-Navigation den Rettungswagen mit allerlei Einsatzinformationen direkt vor die Haustür lotst.

Insofern das auch eine positive Entwicklung ist, bergen diese technischen Errungenschaften allerdings auch Probleme und Gefahren in sich. Die zwei gravierendsten sind:

Keine Ausfallsicherheit bei Katastrophen

Neue Systeme die aus Kostengründen das vorhandene Mobilfunknetz (GSM) nützen, genießen zwar eine hohe Netzabdeckung ohne zusätzlichen infrastrukturellen Aufwand, sind allerdings nicht ausfallsicher. Auch wenn bei einer hohen Auslastung des zivilen Netzes der BOS-Funk (BOS = Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) eine höhere Priorität bekommt und dabei private Nutzer aus dem Netz gedrängt werden, hat die Vergangenheit schon oft genug bewiesen, dass das Handynetz der erste Telekommunikationsweg ist, der im Katastrophenfall ausfällt. So sind nur die wenigsten Funkstationen (im Vergleich zum alten Pager-System) redundant aufgebaut.

Keine Standards zwischen den Hilfsorganisationen

Auch wenn alle angebotenen Systeme technischen Standards entsprechen und somit untereinander ausreichend Schnittstellen existieren, konnte man sich in Österreich bis dato noch auf kein einheitliches System einigen. Der Versuch des Innenministeriums, seit 2001 den österreichischen BOS-Funk im Rahmen einer europäischen Richtlinie zu vereinheitlichen, dauert bis jetzt noch an. Fragen, wer die Kosten für die Umstellung übernehmen soll und politische Streitigkeiten zwischen den Ländern verzögern das Vorhaben immens.

Hinzu kommt noch, dass innerhalb der jeweiligen Rettungsorganisationen verschiedene technische Ausführungen zu finden sind. Auch wenn viele in Landes- und darüber in Bundesverbänden gegliedert sind, erschweren verschiedene Faktoren einen einheitlichen Aufbau. So wartet das Rote Kreuz in Tirol und Niederösterreich noch auf das vom Innenministerium begonnene TETRA-System, das RK Salzburg hat jüngst das GSM-R basierende System von der Telekom Austria / A1 in Betrieb genommen (Link).

Sollten in einem Katastrophenfall alle Stricke reißen, kann man ja immer noch auf das DIN A1 - Prinzip zurückgreifen.


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  1. wukinger says:

    sehr interessanter eintrag und sehr schöner blaulicht-balken … *g*

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