Es mag einige Jugendliche in Salzburg geben, die sich beschweren, es gäbe zu wenig Freiräume in der Stadt, wo man sich abseits von teuren Lokalen zu einem kleinen Plausch treffen kann. Daran kann natürlich auch was wahr sein - man erinnert sich an die immer noch weilende Suche nach einem “Freiraum” für das mark - doch so schlecht ergeht es uns hier zwischen den Stadtbergen dann auch wieder nicht.
So habe ich mich gestern Abend noch mit zwei Kollegen zu einem ganz besonderen Steg aufgemacht, um sich abseits des hektischen Rudolfskai hoch über den ruhigen Fluten der Salzach zu einem Bierchen zu gesellen.
Ich spreche hier über den 1980 erbauten Überfuhrsteg, der Aigen und Herrnau verbindet. Eigentlich ein ziemlich hässlicher Steg. Links und Rechts jeweils ein Radfahr- und ein Gehweg. In der Mitte des Steges dominiert eine breite Betonmauer, unter der einige Leitungen geführt werden. Unter anderem auch eine (schlecht isolierte?) Fernheizwerkleitung. Dadurch ist es auch noch in den abendlichen Herbststunden noch angenehm warm. Und genau auf diesem Betondings kann man sich raufsetzen. Die Anrainer haben sich schon längst an das allabendliche Schauspiel gewöhnt, wenn dort Griller angeheizt, Gitarren und Bierflaschen ausgepackt werden und bis spät in die Nacht eine kleine Stammtischatmosphäre floriert.
Die Stimmung ist sehr friedlich. Nur die vereinzelten Jung-Jugendlichen mit ihren Zweitaktern durchbrechen die Stille, wenn sie verbotenerweise über den Radweg brausen. Da entkommt einem dann schon hin und wieder ein diabolisches Grinsen, wenn einer dieser Moped-Terroristen ausnahmsweise von der Exekutive geschnappt wird.
Oft werden wir heuer wohl nicht mehr “zum Steg” gehen können, die Nächte werden jetzt schon verdammt kalt und irgendwann wird auch die beste Jacke nicht mehr vor dem kühlen Wind schützen können. Aber bis es soweit ist, lassen wir uns noch vom Betonboden wärmen und die Biere durch den Wind auf Trinktemperatur halten.
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